Auszug/Zitat/Quelle |
Lenin über Kapitalismus und Religion |
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aus: »Über das Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion« |
Warum hält sich die Religion in den rückständigen Schichten des städtischen Proletariats, in den breiten Schichten des Halbproletariats und auch in der Masse der Bauernschaft? Wegen der Unwissenheit des Volkes, antwortet der bürgerliche Fortschrittler, der Radikale und der bürgerliche Materialist […] Der Marxist sagt: das ist falsch. Eine solche Auffassung ist oberflächliches, bürgerlich beschränktes Kulturträgertum. Eine solcher Ansicht erklärt die Wurzeln der Religion nicht gründlich genug, nicht materialistisch, sondern idealistisch. In den modernen kapitalistischen Staaten sind diese Wurzeln hauptsächlich sozialer Natur. Die soziale Unterdrückung der werktätigen Massen, ihre scheinbar völlige Ohnmacht gegenüber den blind waltenden Kräften des Kapitalismus, der den einfachen arbeitenden Menschen täglich und stündlich tausendmal mehr der entsetzlichsten Leiden und unmenschlichsten Qualen bereitet als irgendwelche außergewöhnlichen Ereignisse wie Kriege, Erdbeben usw. – darin liegt heute die tiefste Wurzel der Religion. »Die Furcht hat die Götter erzeugt.« Die Furcht vor der blind waltenden Macht des Kapitals, blind, weil ihr Walten von den Volksmassen nicht vorausgesehen werden kann, eine Macht, die bei jedem Schritt im Leben des Proletariers und des kleinen Eigentümers ihm den »plötzlichen«, »unerwarteten«, »zufälligen« Ruin, den Untergang, die Verwandlung in einen Bettler, einen Pauper, eine Prostituierte, den Hungertod zu bringen droht und bringt, – das ist jene Wurzel der heutigen Religion, die der Materialist vor allem und am meisten beachten muß…
in: Geheimnisse der Religion. Eine Anthologie. Berlin 1958 |
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